Charlotte Royal Rezept – der Kuchen aus meiner Kindheit
Ich muss zugeben Charlotte Royal hieß in meiner Kindheit nicht Charlotte Royal. Meine Mutter hat eine Weincremesahne gebacken. Aber tatsächlich heißt dieser Kuchen Wohl Charlotte Royal, besteht aus Bisquitschnecken, die mit Marmelade gefüllt in eine Schüssel geschichtet werden und eben mit Weincremesahne gefüllt wird.
Springe zu RezeptAls wir Mädels der Rhein-Neckar-Blogger darüber diskutierten, im Mai unsere Lieblingsrezepte aus der Kindheit bzw. unsere Kindheitserinnerungen zu verbloggen, musste ich komischerweise nicht lange überlegen. Nicht, dass diese Weincremesahne mein Lieblingsgericht gewesen wäre. So war das nicht. Als erstes kamen mir da Fischstäbchen mit Kartoffelpüree in den Sinn. Aber das erschien mir dann zu einfach für einen Blogbeitrag. Kann ich aber nachholen, wenn hier irgendjemand gerne wissen möchte, wie man Kartoffelpüree macht, wenn er nicht aus der Packung kommt.
Mein Mann meinte ja, er könne bei diesem Thema auch mitmachen und er würde dann Nudeln mit Maggi verbloggen. Da schaudert es mich jetzt ein bisschen. Maggi-Nudeln gehören nicht zu meinen Kindheitserinnerungen. Aber tatsächlich hat man das wohl in meiner Kindheit gegessen, aber nicht in meinem Elternhaus. Dafür gibt es das jetzt bei uns im Haus und wird wohl zu den Kindheitserinnerungen meiner Mädels gehören. Die Oma hat ihnen das gemacht, wenn sie dort zu besuch waren und wenn ich nicht zu Hause bin, dann machen die beiden (oder alle 3) sich ab und zu Bandnudeln mit Maggi. Es sei ihnen vergönnt. Jeder wie er mag.
Zur Gemeinschaftsseite der Rhein-Neckar-Blogger https://rheinneckarblogger.wordpress.com/category/kindheitserinnerungen/
Ich koche heute immer noch das, was auch meine Mutter früher schon immer gekocht hat. Rinderbraten, Schweinebraten, Rinderrouladen und Gulasch gehört in mein Standartrepertoire, dafür brauch ich kein Rezept. Ich mag Kassler mit Püree und Sauerkraut und wie gesagt, Fischstäbchen. Die es hier aber nur selten gibt, weil das kleine jüngste Kind keinen Fisch mag.
Ich schweife ab… Zurück zur Charlotte Royal… wie komme ich nur darauf, dass das eine meiner Kindheitserinnerungen an Essen ist?
Bei uns wurde immer sehr viel gebacken. Also meine Mutter hat gebacken. Es gab viele Feiern, denn sie hat viele Geschwister und eigentlich hat immer irgendjemand Geburtstag. Die meisten Frauen waren nicht oder nur wenige Stunden erwerbstätig und das Wort “Hausfrau” war da nicht wie heute gleichbedeutend mit “arbeitslos” und keiner hat dich blöd angeschaut, wenn du gesagt hast, dass du nicht arbeitest. Das Fernsehprogramm startete auf 3 Kanälen erst am späten Nachmittag, es gab keine Fitnessstudios und so blieb viel Zeit für die Kinderbespaßung, Ausflüge und eben kochen und backen. Volkshochschulkurse waren en vogue und Frau besuchte sich gegenseitig auf Tupperpartys und zu AMC Events.
Im Volkshochschulkurs wurde dann eine Charlotte Royal gebacken, wie gesagt, ich erinner mich nur an den Namen Weincremesahne, wobei die Kuppeltorte eben mit der Weincremesahne gefüllt war.
Wir Kinder verbrachten die Tage mit toben im Garten und klettern auf Bäumen oder eben an einem der vielen Geburtstage zusammen mit ganz vielen Cousins und Cousinen beim Kuchen essen.
Auf unserer Kaffeetafel stand dann immer die Charlotte Royal, ein Käsekuchen, eine spanische Vanilletorte und evtl. noch ein Marmorkuchen und ein Frankfurter Kranz. Der Tisch war auf jeden Fall voll und alle Stühle besetzt. Meine Mutter musste die Charlotte Royal auch zu anderen Geburtstagsfeiern mitbringen, sie war ihre Spezialität.
Ich habe nun gar kein Foto davon in meinem Fotoalbum gefunden. Damals hat man ja so gut wie nicht fotografiert, war ja wahnsinnig teuer. Dafür gibt es aber ein Foto an einer Kaffeetafel zusammen mit meinem Opa. Eines der wenigen Fotos, das ich mit ihm habe. Auf dem anderen Foto bin ich mit meiner Urgroßmutter, der Oma meines Vaters, meiner Mama, die immer die vielen Kuchen gebacken hat, und meiner Lieblingstante. Sie hatte, obwohl sie selbst 6 eigene Kinder hatte, immer Zeit für uns und hat die besten panierten Schnitzel ever ever ever gebacken. Für ihre eigenen Kinder, ihre Enkel, die teilweise älter sind als ich, und für mich. Und das alles in einer ca. 2 qm großen Küche. Das waren halt noch Zeiten, da wurde ein bisschen zusammengerückt am Tisch, dann war da für jeden Platz.
Jetzt muss ich leider gestehen, dass ich nie nimmer auch nur ein Stück dieses sagenhaften Weincremesahne-Bisquit-Schneckennudel-Kuchens gegessen habe. Die Weincremesahne wird mit Alkohol gemacht, also mit Wein, ne, sagt eigentlich schon der Name, und ist somit also nichts für kleine Kinder. Dennoch ist sie mir sowas von in Erinnerung geblieben.
Ich stand immer in der kleinen Küchen neben meiner Ma, wenn sie den Bisquit mit Marmelade bestrichen hat und hab gehofft, dass außer dem Anschnitt, beim Schichten der Torte in die Schüssel noch die ein oder andere Marmeladen-Bisquit-Schnecke für mich abfällt. Meisten blieb auch noch das ein oder andere Teilchen über und das war dann mein persönliches Glück für diesen Tag.
Ich habe die Charlotte Royal nun zum ersten Mal gebacken. Ich musste ein wenig experimentieren, da ich das Originalrezept nicht nutzen kann. Bei uns im Haus hätte, außer dem Hausherrn vielleicht, niemand einen alkohlhaltigen Kuchen gegessen. Also habe ich das Rezept umgeswitched und eine Frischkäse-Quark-Sahne-Creme zusammengerührt. Eigentlich sehr perfekt für diese Jahreszeit, würde der Wettergott mitspielen.
Gestern Abend sind hier auf jeden Fall gleich 2 um den Küchentresen geschlichen und es blieb weder der Anschnitt der Bisquitrolle noch ein Reststückchen vom Schichten für mich übrig.
Bei der Weincremesahne werden die Schnecken normalerweise mit Aprikosenmarmelade gefüllt, ich habe hier natürlich Erdbeerkonfitüre genommen. Evtl. würde ich beim nächsten Mal die Kuppeltorte mit farbloser Kuchenglasur überziehen, mir hat die Torte nämlich vor dem Überzug besser gefallen. Ich weiß auch nicht mehr, wie meine Ma das damals gemacht hat, ich dachte, so ein Überzug ist notwendig, damit die offenen Schnittkanten des Bisquit nicht austrocknen. Aber wahrscheinlich ist der Kuchen sowieso so schnell aufgefuttert, dass da nichts eintrocknet. Er ist nämlich total lecker.
Zur spanischen Vanilletorte: https://wasgibtszuessen-liebling.de/spanische-vanilletorte-mit-oreo-keksen/
Zum Käsekuchen: https://wasgibtszuessen-liebling.de/kaesekuchen-ohne-rand/
Die zur Zubereitung benutzten Küchengeräte / Hilfsmittel stelle ich dir auf dieser Seite separat vor. Hier findest du alles, mit dem ich gerne arbeite.
Charlotte Royal mit Frischkäsecreme
Kochutensilien
- Schüssel, Frischhaltefolie, Backpapier, Tortenring
Zutaten
- 8 Stück Eier Größe L
- 250 Gramm Zucker
- 260 Gramm Weizenmehl Typ 405
- heißes Wasser
- 3 Päckchen Vanillezucker
- 1 Päckchen roter Tortenguß
- 200 ml roter Saft
- 2 Becher Sahne
- 2 Päckchen Sahnesteif
- 600 Gramm Frischkäse
- 500 Gramm Magerquark
- 2 Päckchen Zitronenabrieb
- 1 Glas Erdbeerkonfitüre
- 500 Gramm frische Erdbeeren
- 3 Päckchen Agar-Agar (Agartine von Ruf 3 x 10 Gramm)
Anleitungen
Bisquit herstellen
- Backofen auf 200 ° Grad vorheizen
- 3 Eier aufschlagen und in die Rührschüssel geben
- 2 EL heißes Wasser zugeben
- 60 Gramm Zucker und 1 Päcken Vanillezucker zugeben
- Masse schaumig rühren
- 100 Gramm Mehl sieben, mit 3 Gramm Zitronenabrieb (halbes Tütchen) und 5 Gramm Backpulver mischen und in die Ei-/Zuckermasse geben.
- Alles auf höchster Stufe ca. 5 Minuten rühren
- Backblech mit Backpapier auslegen und Masse in einem Rechteck dünn aufs Blech streichen
- Ca. 9 Minuten backen
- Auf ein Backpapier Zucker streuen.
- Nach Ende der Backzeit, den Bisquit auf das mit Zucker bestreute Backpapier stürzen
- Ein sauberes Geschirrtuch feucht machen und das Backpapier auf dem Rücken des Bisquit damit befeuchten. Das Backpapier abziehen.
- Den Bisquit mit einem halben Glas der Erdbeerkonfitüre bestreichen und mit Hilfe des untergelegten Backpapieres von der langen Seite her fest einrollen. Abkühlen lassen.
- Vorgang wiederholen. Am Ende hast du 2 Bisquitrollen.
Boden backen
- Durchmesser der Schüssel messen
- Backring in Größe des Schüsseldurchmessers einstellen und auf ein mit Backpapier belegtes Backblech stellen. Einschlagen, so dass der Teig nicht ausläuft.
- 2 Eier aufschlagen und in die Rührschüssel geben
- 2 EL heißes Wasser zugeben
- 40 Gramm Zucker und 1 Päckchen Vanillezucker zugeben
- Masse schaumig rühren
- 70 Gramm Mehl sieben, mit 3 Gramm Zitronenabrieb und 5 Gramm Backpulver mischen und in die Ei-/Zuckermasse geben
- Alles auf höchster Stufe ca. 5 Minuten rühren
- In den bereitgestellten Backring geben und ca. 9 Minuten backen
- Wieder auf ein mit Zucker bestreutes Backpapier stürzen. Rücken mit feuchtem Handtuch abreiben und Backpapier abziehen. Kalt werden lassen.
Torte schichten
- Schüssel mit Frischhaltefolie auslegen.
- Bisquitrolle in ca. 1 cm breite Streifen schneiden.
- Schüssel mit den Schnecken auslegen, dabei in der Mitte anfangen und ringsum bis kurz vor dem oberen Rand legen. Evtl. Stückeln und Lücken füllen.
Füllung herstellen
- Erdbeeren waschen. Ein paar Erdbeeren als Deko zur Seite legen, von den anderen die Blätter entfernen und in Würfel schneiden.
- 1 Becher Sahne zusammen mit 1 Päckchen Sahnesteif verrühren.
- 600 Gramm Frischkäse und 500 Gramm Magerquark zugeben.
- 40 Gramm Zucker zugeben (das ist sehr wenig, wer es gerne süßer mag, muss hier anpassen)
- 100 Gramm roter Saft zugeben (ich habe Granini rote Beeren mit Erdbeere genommen)
- Alles gut verrühren.
- 3 Päcken Agartine mit 100 Gramm rotem Saft aufkochen (Packungsbeilage beachten) und vorsichtig und langsam in die Füllung rühren. Alles sehr gut verrühren, damit sich die Agartine gut verteilt und die Füllung über Nacht steif werden kann.
- Ein Teil der Füllung in die mit den Bisquitschnecken ausgelegte Schüssel geben. Gestückelte Erdbeeren darauf geben, wieder Füllung, wieder Erdbeeren. Mit Füllung enden und alles glatt ziehen.
- Mit Frischhaltefolie abdecken und über Nacht in den Kühlschrank stellen. Am nächsten Morgen wird dann der Kuchen mit dem letzten runden Teil Bisquit verschlossen. Vorher prüfen, ob die Masse fest geworden ist.
Am nächsten Tag
- Kuppeltorte mit dem Boden verschließen und auf einen Rost oder ähnliches Stürzen. Von Frischhaltefolie befreien.
- Tortenguß nach Packungsbeilage herstellen und Kuchen damit bestreichen. Kalt stellen.
- Vor dem Servieren, Sahne mit Sahnesteif aufschlagen und die Torte damit und mit den restlichen Erdbeeren garnieren.
Notizen
Zum Pinnen:
Ich freu mich total, wenn du dir mein Rezept auf deinem Pinterestboard merkst. Dankeschön!
3 Kommentare
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Conny
Liebe Susanne,
ich bin sowas von neidisch auf diese Kindheitserinnerung! Egal, ob Du Deine Torte jetzt Weincremesahne-Kuppeltorte nennst oder Charlotte Royal – ich hätte davon so, so gerne ein Stückchen. Meine Mama war tatsächlich auch daheim, aber Torten kann sie gar nicht. Oh, warte, an wen erinnert mich das jetzt? 😉 Der Apfel fällt nicht weit vom Birnbaum.
Herzlichst, Conny
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